12/05/15 RÜCKBLICK

In meiner Erinnerung ist Thailand bunt. Es ist unbändig, reißend, laut, gesüßt und verschroben, mild und aggressiv, offen, verschlossen, undurchschaubar und aufdringlich, beschämt, reizend und stolz. Es riecht nach Essen und Verbranntem, süßlich faulig, beißend, ranzig, würzig oder alles auf einmal. Tumult, überall, Frauen schreien, Männer schreien, alles immer zweimal, die Straßen und Autobahnen sind gesäumt von Ständen, Plastikhockern, Wellblechhütten und Werkstätten, Feuer und Rauch am Wegesrand. Manchmal massiv dröhnende Durchsagen, Hymnen oder Gesänge, die über Lautsprecher durch die Straßen hallen und kurzweilig das ganze Land mit ihrem Insistieren auszufüllen scheinen. Vor den Tempeln scharen sich Opfergaben, niedlich bis absurd, Getränkpäckchen mit eingesteckten Strohhalmen, Körbe voll Eier, Räucherstäbchen, Blumengehänge, Minisandwiches und Obstteller.

Das Thailand, das sich noch nicht vollends dem Tourismus verschrieben hat, ist für mich vor allem Eines: Lebendig und vielschichtig, sodass es einen völlig übermannt. Und dass man sich selbst auf einmal so durchblutet, so wach fühlt in dem Chaos all der Geräusche, Stimmen, Straßenmomente und Gerüche. Dieses wilde, lebhafte, muntere Treiben, das anscheinend überall herrscht, ist fantastisch - man fühlt sich wie in einem bunten Strudel, alles schwirrt um einen herum, umtänzelt einen, aus allen Richtungen hüpfen einem wie Springkraut neue Eindrücke und lächelnde, plappernde, schreiende Gesichter entgegen; man selbst scheint sich nur so zu drehen, um die eigene Achse, immer wieder, wie das Zentrum, um das sich alles so erquickend und laut tummelt - dabei ist man nur eine kleine, starrende Ameise in einem geschäftigen, riesigen Haufen, die bloß an einer von 1000 möglichen Stellen angehalten hat, um nicht unterzugehen. Obwohl auch das nicht schlimm ist, sondern schön - sich einfach zu verlieren und mitzuschwimmen im rauschenden thailändischen Alltagstaumel.

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